Exkursion des Ehemaligenvereins nach Nürnberg
Nach langer Pause organisierte der Verein der Ehemaligen und Freunde des BZ St. Konrad in diesem Jahr wieder eine Studienfahrt. Vom 02. – 05. April 2024 erkundete eine Gruppe von 23 Teilnehmenden, bestehend aus ehemaligen Schülerinnen und Schülern, Eltern und Lehrern unter der fachkundigen Leitung von Herrn Rainer Hepp die ehemalige Reichsstadt Nürnberg.
So fanden wir uns am frühen Morgen des 2. April am Bahnhof in Ravensburg ein, um uns gemeinsam auf den Weg zu machen. Bereits auf der Reise hatten wir Gelegenheit, uns als Gruppe aufeinander einzustellen und mit alten Bekannten ins Gespräch zu kommen. Nachdem wir um die Mittagszeit wohlbehalten in Nürnberg angekommen waren, wartete am Nachmittag der erste Programmpunkt. Unser Reiseleiter führte uns auf einer großen Runde durch den Stadtkern und gab uns auf gewohnt unterhaltsame und umfassende Weise einen Einblick in die Struktur und die bewegte Geschichte der Stadt. So erfuhren wir vor dem Hintergrund der in weiten Teilen wiederaufgebauten Altstadt von der bedeutenden wirtschaftlichen und politischen Rolle, die die Reichsstadt als Aufbewahrungsort der Reichskleinodien und regelmäßiger Austragungsort der kaiserlichen Reichstage in Zeiten des Heiligen Römischen Reiches spielte, und von der kulturellen Blüte, die dieser Wohlstand im Umbruch zwischen Mittelalter und Neuzeit hervorbrachte. Dabei zogen wir vom Hauptmarkt am Rathaus vorbei zum Pellerhaus. Im Garten des Tucherschlosses rasteten wir kurz, um uns mit den herausragenden und teils auch erschreckenden Persönlichkeiten der Nürnberger Stadtgeschichte auseinanderzusetzen. Schließlich stiegen wir zur Kaiserburg hinauf, um bei strahlendem Sonnenschein den Ausblick über die Stadt zu genießen. Seinen Abschluss fand der Rundgang in der Sebalduskirche, wo wir uns insbesondere mit der Grablege des heiligen Sebaldus, einem der Stadtpatronen Nürnbergs, näher beschäftigten und das für die Nürnberger Erker namensstiftende Chörlein des Pfarrhauses bewundern konnten. Anschließend ließen wir diesen ersten Reisetag bei einem gemeinsamen Abendessen ausklingen.
Im Gegensatz zu den kulturellen Höhen dieses vielversprechenden Beginns unserer Studienfahrt führte uns unser Programm am Folgetag in ein ganz anderes Kapitel der Nürnberger Stadtgeschichte. Denn Nürnberg war nicht nur die Stadt der kaiserlichen Reichstage. Im Versuch, sich in die geistige Nachfolge des Heiligen Römischen Reiches und der Kaiserwürde zu stellen, beherbergte die Stadt auch die jährlichen Reichsparteitage der NSDAP. Daher besuchten wir an diesem Morgen das ehemalige Reichsparteitagsgelände mit den Überresten des Zeppelinfeldes und der unvollendet gebliebenen, aber dennoch in ihren Ausmaßen bereits imposanten Reichskongresshalle, in der sich heute ein Dokumentationszentrum zum Nationalsozialismus befindet. Dort beschäftigten wir uns insbesondere mit den sogenannten Nürnberger Rassegesetzen, mit denen die systematische Unterdrückung der jüdischen Bevölkerung auf eine gesetzliche Grundlage gestellt wurde. Die Auseinandersetzung mit der Rechtswissenschaft im Nationalsozialismus führte uns auch heute noch fortwirkende Fragmente von NS-Recht und die immense Bedeutung einer demokratie- und menschenrechtsfreundlichen Einstellung rechtsanwendender Personen vor Augen.
Nach einem stärkenden Mittagessen im Heilig-Geist-Spital erkundeten wir gemeinsam das Stadtmuseum im Fembo-Haus, in dem wir einen Eindruck von der Pracht gutbürgerlicher Stadthäuser aus der Blütezeit Nürnbergs erhalten konnten. Schließlich besuchten wir am späten Nachmittag den schauerlich romantischen Johannesfriedhof. Hier bewunderten wir die kunstvollen Bronzeepitaphien auf den großen Grabsteinen und besuchten das Grab Albrecht Dürers.
Am dritten Tag der Reise erwartete uns ein volles Programm. Früh am Morgen brachen wir zum historischen Kunstbunker auf. In den bereits im Mittelalter angelegten Felsengängen unterhalb der Kaiserburg wurden während des Zweiten Weltkriegs die wertvollsten Kunstwerke der Stadt, darunter Werke von Albrecht Dürer und der „Engelsgruß“ von Veit Stoß, und die Reichskleinodien erfolgreich vor dem Bombenhagel der Alliierten geschützt. Im Gegensatz dazu wurden ca. 90 % der Altstadt zerstört und eine Vielzahl von Menschen kam auch wegen fehlender Schutzräume um. Dabei erfuhren wir auch, dass andere Kunstwerke Nürnbergs, wie der Schöne Brunnen auf dem Hauptmarkt oder das Sebaldusgrab in der Sebalduskirche, die zu schwer oder groß waren, um sie im Bunker einzulagern, an Ort und Stelle einbetoniert wurden und so den Bombenhagel überlebten. Im Anschluss an den Kunstbunker erkundeten wir das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende wiedererrichtete Dürer-Haus, wo wir das Leben und Schaffen Albrecht Dürers näher kennenlernten.
Nach einer kurzen Mittagspause stand schließlich ein zweiter Teil des Rundgangs durch den Nürnberger Innenstadt auf dem Programm. Dieses Mal führte uns unser Reiseleiter zunächst an die Frauenkirche, wo wir das berühmte Männleinlaufen beobachten konnten. Anschließend besuchten wir die zweite große Kirche Nürnbergs, die Lorenzkirche. Dort bewunderten wir die aus der Goldenen Zeit Nürnbergs erhaltenen Kunstwerke von Adam Kraft und Veit Stoß, die gemeinsam mit Albrecht Dürer das künstlerische Dreigestirn Nürnbergs dieser Zeit bilden. Gut versorgt mit den umfassenden kunsthistorischen Einordnungen unseres Reiseleiters warfen wir abschließend noch einen Blick auf den Nürnberger Ehebrunnen, der das Gedicht „Das bittersüße eh’lich Leben“ des Nürnberger Schuhmachers und Dichters Hans Sachs darstellt, welches dort auch für uns zum Besten gegeben wurde.
Schließlich brach der letzte Tag unserer gemeinsamen Reise an. Doch der Vormittag sollte noch gut genutzt werden und so führte uns unser Programm zum Germanischen Nationalmuseum, welches mit einer schier endlosen Sammlung frühzeitlicher Funde um Nürnberg und unterschiedlichster historischer Kunst- und Sammlungsstücke aus der Stadtgeschichte zu beeindrucken wusste. Zudem gehören zu dem Museumskomplex auch ehemalige Gebäude eines Kartäuserklosters. Glücklicherweise war unser Reiseleiter bestens vorbereitet und führte uns gezielt durch die zahllosen Räume der Ausstellung. So konnten wir neben vielen anderen beeindruckenden Ausstellungsstücken insbesondere den Heiltumsschrein, in dem ein Teil der Reichskleinodien aufbewahrt wurden, und den 1492 entstandenen Behaim-Globus bewundern.
Nach dem Museumsbesuch nutzten wir die freie Zeit, um uns von Nürnberg zu verabschieden und vorsorglich mit ausreichend Lebkuchen einzudecken. Am späten Nachmittag machten wir uns schließlich auf den Weg zurück ins heimische Oberschwaben.
AGNES! – Auf unserer viertätigen Reise haben wir einen tiefgreifenden Einblick in die faszinierenden und beeindruckenden, aber auch die dunkleren Kapitel der Nürnberger Stadtgeschichte erhalten und sind um viele Eindrücke reicher nach Hause zurückgekehrt. Auch das soziale Miteinander kam in dieser gemeinsamen Zeit nicht zu kurz und so konnten alte Bekanntschaften wieder aufgelebt werden lassen und neue Bekanntschaften geknüpft werden. Ein besonderer Dank gilt Herrn Hepp, der mit viel Sorgfalt und großem Eifer ein sehr umfangreiches Programm für uns zusammengestellt und organisiert und uns mit viel Charme und Humor in gewohnter Manier die Vielseitigkeit Nürnbergs eröffnet hat, sowie Doris und Alfred Schaal, die von Seiten des Ehemaligenvereins an der Organisation beteiligt waren! Und auch bei allen Mitreisenden möchte ich mich für das angenehme Miteinander und den regen Austausch bedanken und freue mich bereits jetzt auf die kommende Studienfahrt und ein baldiges Wiedersehen.
Marius Martin