Compassionsprojekt der 10. Klassen
„Gibt es für ein Christentum der Compassion, der Mitleidenschaft, der gesteigerten Empfindlichkeit für fremdes Leid, überhaupt offene Ohren bei uns? Und wie steht es gerade um die jungen Menschen und ihr Verhältnis zu dieser Compassion?“ so fragte der Theologe Baptist Metz und gab damit den Anstoß, an pädagogischen Hochschulen, über das Lernen von sozialem Empfinden und Engagement wissenschaftlich nachzudenken. Daraus entstand auch das Compassionsprojekt an unserer Schule, das zum einen auf der kognitiven Ebene der Frage nach Hilfsbedürftigkeit und sozialem Engagement nachgeht, zum anderen auf der emotionalen Ebene soziales Lernen fördert und auf der Handlungsebene die Erfahrung des Gebrauchtseins ermöglicht. Das Compassionsprojekt besteht aus drei Schritten:
Im ersten Schritt befassen sich die Schüler und Schülerinnen in einer Unterrichtseinheit im Fach Religion mit Fragen von „Barmherzigkeit und Compassion“ in unserer Geschichte und Kultur. Parallel stellen sie in den Morgenkreisen Menschen vor, die sich vor Ort sozial engagieren (sog. „local heroes“).
In einem zweiten Schritt machen sie in der Woche vor den Osterferien ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung. Es geht in diesen Einrichtungen um die Begegnung mit Menschen, die in irgendeiner Weise auf besondere Hilfe angewiesen sind. Darunter sind Pflegeheime für ältere Menschen oder Menschen mit Behinderung, entsprechende Schulen oder berufliche Werkstätten, auch für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Es finden sich auch Einrichtungen wie Tafelläden oder Second-Hand-Läden, die speziell Menschen unterstützen, für die materielle Unterstützung wesentlich ist.
Im dritten Schritt reflektieren die Schüler und Schülerinnen ihre Erlebnisse und verarbeiten diese auch in einem selbst gestalteten Stufengottesdienst. Zudem entwerfen sie in freien Studien einen Morgenkreis für die Schulklassen, den sie dann selbstständig in kleinen Gruppen in den Klassen 5-9 durchführen.
Das Compassionsprojekt wird von den Schülern und Schülerinnen als großer Gewinn bewertet, weil es für die meisten ein Einblick in eine Welt gibt, die sie sonst gar nicht oder nur am Rande kennenlernen. In dieser Welt erfahren sie eine ganz andere Art von Wertschätzung.
Das Compassionsprojekt ist ein wesentliches Kennzeichen des Schulprofils von St. Konrad. Ein besonderes Dankeschön sei an dieser Stelle den sozialen Einrichtungen ausgesprochen, die bereit sind, unseren Schülern und Schülerinnen Türen und Herzen für eine besondere Erfahrung zu öffnen.