Erfahrungsbericht Marie Peschke (2013/14)

Bericht über mein Praktikumsjahr in Santiago del Estero, Argentinien

Marie Peschke (08.12.2014)

Schulzeit beendet, Abitur in der Tasche – und was dann? Gleich studieren, zuhause bleiben, erstmal arbeiten? Das klang mir alles zu sehr nach Langeweile und Routine, ich wollte vor allem eines: raus, die Welt entdecken, mal auf eine andere Art lernen als in der Schule.

Bei der Schulstiftung hatte ich mich für ein Praktikum an Schulen der Diözese Santiago del Estero im Norden Argentiniens beworben, wurde direkt angenommen und nach ein paar Vorbereitungsseminaren ging es im August 2013, mit vier deutschen Mitfreiwilligen, los in ein anderes Land, auf die andere Halbkugel, in eine andere Kultur, ja in eine ganz andere Welt. Szenenwechsel: kaum eine Woche war es her, dass man sich von Familie und Freunden in Deutschland verabschiedet hatte – und plötzlich ist man an einem anderen Ort zuhause, plötzlich wird man durch seine neue Stadt geführt, plötzlich steht man im, für deutsche Verhältnisse, winzigen Klassenzimmer, umgeben von 35 Erstklässlern, die es ziemlich lustig finden, dass man ihre Sprache noch nicht spricht, plötzlich wird man von bisher noch wildfremden Menschen zum gemeinsamen Grillen eingeladen. Neue Eindrücke prasselten am Anfang nur so auf uns deutsche Mädchen herein, vieles konnten wir noch nicht verstehen, nicht nachvollziehen, nicht einordnen. Irgendwie ist alles so anders dort: Zur Zeit der Siesta, also von 13 bis 18 Uhr ist die Stadt ausgestorben, wohingegen sie spät abends aus allen Nähten zu platzen scheint. Die Argentinier trinken bei jeder Gelegenheit Mate, eine Art Tee, und zwar zu zweit, zu dritt oder zu viert aus demselben Gefäß. Neben heruntergekommenen kleinen Häuschen ohne Glas in den Fenstern stehen riesige Villen mit Swimmingpool. Der Bus fährt scheinbar wann er will, einen festen Fahrplan gibt es nicht. Und dann ist da noch die Hitze: bereits im Frühling kletterte die Temperatur auf 35 Grad, Weihnachten haben wir bei ungefähr 50 Grad gefeiert, auf der Dachterrasse statt im Wohnzimmer, um Mitternacht gab es ein Feuerwerk.

Doch wir haben unglaublich schnell neue Kontakte geknüpft, Freunde gefunden, Spanisch gelernt sowie Methoden gefunden, wie wir den Unterricht für die teilweise sehr temperamentvollen, manchmal frechen, jedoch meist vor allem neugierigen Schülern gestalten konnten. Meine Arbeit war äußerst abwechslungsreich, so durfte ich mir zum Beispiel auch aussuchen, in welcher Schulart und in welcher Klasse ich mithelfen wollte. Ich habe viel Englisch unterrichtet, sogar ein bisschen Deutsch, ich habe mit Schülern einer weiterführenden Schule gebacken und mit Grundschülern ein Projekt zum Thema Zahnhygiene gemacht. Sehr spannende Erfahrungen waren besonders auch das Mithelfen in Suppenküchen und bei einer Reittherapie für Menschen mit Behinderung, sowie die zwei Wochen, in denen meine Mitbewohnerin und ich in einer Schule auf dem Land, dem „Campo“, das nochmal deutlich ärmer ist als die Stadt, gearbeitet haben.

Nach meinem Jahr voller Begegnungen und wertvollen Erfahrungen bin ich sehr dankbar, dass ich all dies erleben durfte und kann das Praktikumsprogramm in Santiago del Estero nur weiterempfehlen!

Mein Blog, in dem ich regelmäßig über meine Erfahrungen berichtet und vor allem viele Fotos hochgeladen habe, ist übrigens weiterhin online und unter folgendem Link zu finden: ein-jahr-in-santiago.blogspot.com

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